Die Fenster kommen

01.04.2021

Die Fenster werden in der Tischlerei behutsam restauriert.

Zwischen Restaurierung und Nachbau

Eine Sichtung der Originalbauteile kann auch Jahre nach dem Abbau noch wichtige Erkenntnisse liefern: Die Gebäuderestauratoren stellten bei der Begutachtung der Fenster fest, dass beim Abbau des Hauses in den 1960er Jahren nicht alle Fenster mitgenommen wurden. Nur fünf Fenster fanden den Weg in das Magazin. Hierbei handelt es sich um vier Blei- und ein Holzsprossenfenster mit einer sogenannten Kittfalz, d.h. einer Falz, in die die Glasscheibe gestellt und fixiert wird.

Die 13 fehlenden Fenster werden von den Gebäuderestauratoren des Museums nachgebaut, hierzu helfen uns die fünf Originalfenster und die alten Fotos als Vorlage.

Parallel werden die fünf original erhaltenen Holzfenster behutsam restauriert. Um bei den Bleisprossenfenstern die Verglasung zu erneuern, muss die Schlitz-Zapfen-Verbindung gelöst werden. Bei diesen historischen Holzfenstern ist die Verbindung durch einen Holznagel gesichert, der nun vorsichtig hinausgetrieben werden muss. Erst dann kann das Glas, das durch eine Nut, also eine längliche Vertiefung, geführt wird, ausgetauscht werden. Bei den fünf Originalfenstern werden die fehlenden Glasscheiben außerdem durch historisches Glas aus unserer Sammlung ergänzt.

  • Die Bleisprossenfenster in der Restaurierungswerkstatt.

  • Um die kaputten Glasscheiben auszutauschen, muss bei diesem Bleisprossenfenster der ganze Fensterflügel vorsichtig auseinandergebaut werden.

  • Das Lösen der Schlitz-Zapfen-Verbindung.

  • Die Glasscheibe wird durch eine Nut geführt.

  • Ein fertig restaurierter Fensterflügel. Nicht nur die fehlenden Glasscheiben wurden ergänzt, sondern auch der Fensterflügel wurde substanzschonend restauriert.

Ein Holzsprossenfenster mit Kittfalz.

Sollte bei den Bleisprossenfenstern mal eine Scheibe kaputt gehen, ist ein Austausch des Glases nicht ganz einfach. Das heißt: Fensterflügel vorsichtig auseinanderbauen, Glas austauschen und wieder zusammenbauen. Bei dem Holzsprossenfenster mit Kittfalz geht dies viel einfacher. Hier muss nur der Kitt entfernt werden.

Schon gewusst?

Historischer Fensterkitt besteht aus Schlämmkreide und Leinöl. Als knetbare Masse wird es verarbeitet und härtet mit der Zeit aus. So entsteht eine Abdichtung zwischen Fensterrahmen und Fensterscheibe. Mit der Zeit wird Kitt jedoch spröde. Spätestens dann sollte er erneuert werden. Fensterkitt wurde erst um 1760 erfunden, im Siegerland war er jedoch auch 1797 noch nicht verfügbar.

Bleisprossenfenster waren also Stand der Technik für die damalige Zeit und mit etwas handwerklichem Geschick können diese ohne Weiteres repariert werden.  

  • Übersicht der original erhaltenen Fenster mit einer Zuordnung auf dem historischen Foto.

  • Übersicht der restaurierten Fenster nach ihrem Wiedereinbau im Haus Stöcker.

Kategorie: Objekte