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Buden

„Wir sind das erste Freilichtmuseum, das Gademe aus einem städtischen Kontext zeigt.“

Dr. Hubertus Michels
Referatsleiter Bauen und Bauforschung

Hubertus Michels

Buden, Budenreihe, Gademe oder Kleinhäuser

Zum typischen Baubestand nordwestdeutscher Städte gehörten seit dem Spätmittelalter neben den großen und prächtigen Bürger- häusern auch viele kleine, meist bescheidene, schmucklose Wohngebäude, die als „Buden“, „Gademe“ oder „kleine Häuser“ bezeichnet wurden. Es waren die Wohnhäuser der ärmeren Stadtbevölkerung, wozu etwa Mägde, Knechte und Handwerker oder Tagelöhner mit ihren Familien zählten. Die Wohnverhältnisse darin waren bescheiden. Die Häuser waren sehr klein, hatten nur ein oder zwei Geschosse und enthielten somit nur wenige Räume. Oft standen sie unmittelbar am Straßenrand und hatten auch hinter dem Haus nur wenig eigenen Hofraum. Die Bewohner waren in der Regel nicht die Besitzer, sondern Mieter. Häufig hatten sie als Nichtbürger auch gar nicht das Recht, Grund- und Hausbesitz in der Stadt zu erwerben. Besitzer waren stattdessen meist Mitglieder der städtischen Oberschicht, manchmal auch Kirchen und Klöster. Sie konnten mit der Vermietung dieser Gebäude zusätzliche Einnahmen erzielen (Mietzins). Die meisten dieser kleinen Mietshäuser standen an eher unbedeutenderen Nebenstraßen, im Stadtrandbereich oder um den Kirchhof herum. Viele Kleinwohnhäuser wurden mit der Traufseite zur Straße zu mehreren in einer Reihe unter einem gemeinsamen Dach errichtet – als Gademreihen oder Budenzeilen.

Neben den verbreiteten Miethäuschen gab es auch kleine Häuser, die Eigentum ihrer Bewohner waren. Die Attraktivität der Kleinhäuser sank im Laufe der Zeit immer mehr aufgrund der als zu beengt empfundenen Raumverhältnisse. Gelöst werden konnte das im Einzelfall etwa durch eine Zusammenlegung von zwei Wohn- einheiten zu einer großen Wohnung.

Vielfach kam es aber auch zu Gebäude- abbrüchen. Heute sind selbst in Städten mit viel historischer Bausubstanz nur noch wenige Gademe oder Buden erhalten.In Detmold wird nun erstmals in einem Freilichtmuseum in Deutschland ein solches Gebäude wiederaufgebaut.

Budenzeile Tribenstraße 18, 20 und 22 aus Herford

Bei der Budenzeile handelt es sich um eine Reihe von Miethäusern (ursprünglich in der Form von zwei „Doppel- Buden“), die auf der Hinterhoffläche des bürgerlichen Anwesens Bügelstraße 3 in Herford entstanden waren.

Im Kern sind es Fachwerkbauten des 17. Jahrhunderts mit jüngeren Umbauten aus dem frühen 19. und frühen

20. Jahrhundert, darunter auch eine Reparatur nach einem Brand 1815.

Die Stadt Herford hatte die Budenzeile 1977 abgebaut, um Platz für den Neubau eines Kaufhauses zu machen und zugleich in der Absicht, die Buden an anderer Stelle im Stadtgrundriss wiederaufzubauen. Das Vorhaben wurde nicht umgesetzt. 2016 übernahm stattdessen das Freilichtmuseum das zerlegte Gebäude.

Die Restaurierungsarbeiten am Fachwerk begannen im Dezember 2023. In einem ersten Schritt soll im Museum der linke Teil der Budenzeile – das entspricht den alten Hausnummern Tribenstraße 18 und 20 – wiederaufgebaut werden. Die Hausnummer 22 folgt später.