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Temperierung

„Unsere Häuser haben eine Temperierung, keine Heizung.“

Katharina Trinczek
Bauzeichnerin

Katharina Trinczek

Temperierung statt Heizung

Seit den 1970er Jahren beschäftigt sich das Freilichtmuseum Detmold mit der Thematik der Temperierung. Oft werden auch die Begriffe Bauteiltemperierung oder Wandtemperierung verwendet, um den Unterschied zum konventionellen Heizen zu verdeutlichen. Ziel
der Temperierung ist es, die historische Bausubstanz zu erhalten und zu schützen sowie Schäden vorzubeugen. Der Unterschied zu konventionellen Heizsystemen ist, dass bei der Temperierung Heizleitungen mit geringer Vorlauftemperatur an den Außenwänden des Gebäudes knapp unter der inneren Putzschicht im unteren Wandbereich aller Geschosse sowie in den Außenecken des Gebäudes verlegt werden.


Damit werden positive Effekte erzeugt: Kühle Wandflächen, an denen überschüssige Luftfeuchte kondensieren könnte, entfallen, Schimmel und Pilzbefall an Wänden können so verhindert werden. Insgesamt wird die relative Luftfeuchte (rLF) durch die leicht aufgewärmte Raumhülle auf ein konservatorisch gewünschtes Maß abgesenkt, das heißt auf ca. 57 Prozent rLF stabilisiert. Dadurch ist auch das im Raum vorhandene feuchteempfindliche Interieur vor eintretendem Schaden geschützt.
Im Freilichtmuseum wird den Gebäuden nur so viel Wärme zugeführt, wie es konservatorische Belange erforderlich machen. Gebäudeleittechnik macht es seit 2006 möglich, das Klima in den Gebäuden zu überwachen und sehr genau zu regeln – und das vollautomatisch. Die erforderliche Wärme wird über ein museumseigenes Fernwärmenetz zu den Gebäuden gebracht. Solche klimastabilisierenden Einrichtungen wurden bisher nur in 19 von insgesamt ca. 115 aufgebauten Gebäuden installiert. Es sind ausschließlich Gebäude, die diese besondere Behandlung aufgrund ihres besonders empfindlichen Interieurs benötigen, wie etwa das Haus Stahl oder das Haus Stöcker.

Haus Stöcker als temperiertes Haus

Haus Stöcker ist eines der jüngsten Gebäude des Museums, es wurde 2022 eröffnet. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die 1950er Jahre und so ist

auch dieses Haus mit Tapeten, Gardinen, Polstermöbeln und diversem Mobiliar eingerichtet. Nicht nur die Gebäudehülle soll schadensfrei bleiben, sondern auch das Interieur und die Ausstellungsgegenstände.

Um dieses Ziel zu erreichen, wurde auch in diesem Gebäude eine Temperierung eingebaut. Es handelt sich dabei nicht um eine Heizung, sondern um Heizleitungen mit geringer Vorlauftemperatur, die nur an den Außenwänden in den Lehminnenputz eingebunden wurden. So entfallen die von Natur aus kältesten Wände als Kondensatoberflächen für überschüssige Luftfeuchten. Die Temperierleitungen sind je Raum steuerbar, sodass ein individuelles Raumklima erzeugt werden kann.